WELTKULTURREISE

China
von Anton Atzenhofer

Tusche & Aquarell
20 x 20 cm

 

China liegt bei uns teils im Schlafzimmer, wo ein wunderschöner roter Lampion hängt und der chinesische Blumentopf vom heutigen Urlaubsbild am Fester steht. Die Nachbildung eines Tonkriegers aus der berühmten Terracotta-Armee dient als Kerzenständer und wohnt im Arbeitszimmer. Das weitaus wichtigste Utensil für unsere Chinareise fanden wir aber in der Küche. Tee ist für uns ein Grundnahrungsmittel. Ein Leben ohne Tee wollen wir uns gar nicht vorstellen. Von zwei Tassen Kaffee abgesehen, trinken wir den ganzen Tag über verschiedene Sorten Tee. Und daher gibt es heute eine kleine Geschichte zur Entdeckung dieses wunderbaren Getränks.

Ein Kind des Zufalls
Entdeckt wurde der Tee dort, wo auch heute noch der größte Anteil produziert wird. Der hypochondrische chinesische Kaiser Shen Nung machte die revolutionäre Erfindung vor knapp 5000 Jahren praktisch im Schlaf. Shen Nung achtete penibel auf Sauberkeit und kochte Trinkwasser immer ab. Als er mit einem Schälchen heißen Wassers vor seinem Palast in der Sonne döste, wehte der Wind ihm einige Blätter in das Gefäß und färbte die Flüssigkeit wunderbar golden. Der Kaiser probierte das aromatisch duftende Getränk und die Geburtsstunde des heute weltweit beliebtesten Getränks (abgesehen von Wasser) war gekommen. Danach ging der Tee auf Reisen durch die Welt. Überall entwickelte man eigene Teetraditionen. Bevor sich Tee in Deutschland etablierte, wurde er in Japan, Indien, Großbritannien, in der Türkei, Russland, in den Niederlanden und sogar in den USA längst gerne getrunken.

Die deutsche Tee-Geschichte voller Vorurteile und Ressentiments
Tee hat eine ruhige, beinahe brave Aura. Tee kocht man für kleine Kinder mit Bauchschmerzen, Tee bekommt man im Krankenhaus gratis. Tee trinken alte Leute, deren Mägen Kaffee nicht mehr vertragen oder aber reizlose Philosophen in selbstgestrickten Norwegerpullovern und vegane Körnerfresser. Tee ist zu gesund um sexy zu sein. Wer in einer Kneipe Tee ordert, ist entweder ein Langweiler oder anstrengend. Ein original fränkischer Gastwirt könnte auf derart unverfrorene Bestellungen mit einem grantigen „Bleib daheim, wenn Du krank bist“ reagieren. Wahlweise bringt er mürrisch ein lauwarmes Glas Wasser mit staubig schmeckendem Teebeutel. Bezeichnender Weise wurde der Tee in Deutschland um 1650 vom Leibarzt des Kurfürsten Friedrich Wilhelm zu Brandenburg als medizinisches Getränk bei Blähungen und Magenverstimmungen eingeführt. Danach war Tee lange Zeit ein Getränk des Adels und reicher Kaufleute. Erst 1852 wurde das älteste deutsche Teehandelsunternehmen Meßmer gegründet, dem es gelang, richtig guten Tee auch in Deutschland in alle Haushalte zu bringen. Heute haben zumindest die Cafes in den Städten ein Teeangebot, das über drei Varianten Teebeutel hinausgeht. Dennoch liegen wir auf der Welt-Teekonsumentenliste nur auf Platz 43.

„Man trinkt Tee, um den Lärm der Welt zu vergessen.“
so sagt ein chinesisches Sprichwort, zu deutsch vielleicht: „abwarten und Tee trinken“ oder ergänzend „in der Ruhe liegt die Kraft“. Die Krux ist jedenfalls das Entspannen, zu sich selbst und zu neuer Energie finden. Es ist dabei egal, ob Sie den Tee lieber zelebrieren oder einfach kochen. Entscheidend ist, dass Sie sich Zeit nehmen, ihn zu genießen. Nennen Sie es Erholungspause, Relaxen oder Abchillen, sogar der Begriff „Wellnesskur“ hätte seine Berechtigung, denn Tee ist tatsächlich gesund! Noch rätseln die Experten, welche exakten Inhaltsstoffe dafür verantwortlich sind, dass Teetrinker gesünder sind als „Teeverzichter“. Unbestritten ist, dass grüne und schwarze Tees Flavonoide, Mineralstoffe, Spurenelemente, Vitamine und Fluorid enthalten, vor Osteoporose, Krebs und Herz-/Kreislauferkrankungen schützen und Sie im Idealfall alt wie Methusalem werden lassen. Um aber nicht wieder nur auf den Gesundheitsaspekt hinzuweisen, wollen wir Ihnen ein weiteres Geheimnis verraten: Tee verleiht magische Kräfte!

Globetrotter ohne Koffer
Wer Tee trinkt, ist in der ganzen Welt zuhause und umgekehrt. Es kommt nur darauf an, die richtige Sorte und das passende Equipment zu wählen. Stellen Sie ein Glas, eine Tasse oder eine Schale an einen komfortabel gestalteten Ort und geben Sie den Tee aus der Kanne oder dem Samovar in das Gefäß Ihrer Wahl. Je nach anvisiertem Reiseziel wählen Sie Sahne und Kluntje, Zuckerwürfeln in Silberdöschen, Kandis in Meissner Porzellan oder Rum in Kristallkaraffen dazu. Setzen Sie sich auf ein bequemes Sitzmöbel und los gehts! Genießen Sie das Aroma der großen weiten Welt in einer Tasse Tee mit einem Hauch von Abenteuer, einer Prise Romantik und einer Spur Mystik!

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