Miguel Angel Bernat Busquets ist eine Urlaubsentdeckung. Der Künstler lebt und arbeitet in Sóller, einer sehr schönen kleinen Stadt in der Sierra de Tramuntana auf Mallorca. Ehe wir den Künstler in seinem Atelier besuchten, begegnete er uns mehrfach in unserem nahegelegenen Urlaubsort. In der Eingangshalle des Hotels hing ein wandbedeckendes Gemälde mit einem riesigen Stier, der ins Meer lief. Das klingt vielleicht kitschig, war es aber nicht. Wiederholt fielen uns wunderschön gemalte Schilder an Eisdielen, Metzgereien, Brot- und Gemüseläden oder Gemischtwarenhandlungen auf. Der Stil war unverkennbar, leicht comicartig, bunt und sehr spanisch, egal ob Eisbecher, Wurst, Fleisch, Brot, Eier oder Schrauben und Werkzeuge aufgemalt waren. Schließlich erkundigten wir uns in einer Bar, die ein poppiges Stilleben hinter der Theke hängen hatte, nach dem Maler. Es stellte sich heraus, dass der Künstler mit dem wohlklingenden Namen in der nächstgelegenen Stadt sein Atelier hatte.
Seit fast 20 Jahren machen wir jetzt regelmäßig Wanderurlaub im Tramuntana Gebirge und besuchen Miguel beinahe jedes Jahr. Der Spanier spricht schlecht englisch, wir nur wenig spanisch, aber dennoch erfahren wir immer irgendetwas neues, wenn wir ihn besuchen. Er erzählt von der letzten Bürgermeisterwahl, von seinen Ausstellungen in Palma, vom Volksbegehren gegen lärmende Motoradfahrer im Gebirge und von seiner Familie. Miguel lebt sehr gut von den Touristen, die in seine kleine Galerie in der Lunagasse kommen und von Ausstellungen in größeren Galerien in Palma. Der Künstler steht dem ausufernden Tourismus auf Mallorca zwar kritisch gegenüber, würde aber niemals woanders leben wollen. Gerade Sóller hat sich in den letzten 20 Jahren stark verändert, weil dort 1999 ein Tunnel durch das Gebirge gebaut wurde, das vorher zwischen dem Ort und den Straßen zur Hauptstadt lag. Seit Sóller so gut erreichbar ist, wurde der Ort vor allem als Ausflugsziel für Tagestouristen entdeckt. Schön ist es dort trotzdem noch immer. Von anderen Bekannten in Sóller wurden uns Fotos des sonst quirligen Städtchens geschickt, die es jetzt völlig leer, quasi im Coronaschlaf zeigen. Am Hauptplatz, dessen Cafes in der Saison gut mit Spaniern und Touristen bevölkert sind, gehen nur wenig Menschen, dafür wilde Ziegen spazieren. Durch die seltsame Ruhe im Ort trauen sich die sonst scheuen Tiere aus den umliegenden Bergen bis in die Stadt hinein.
Miguel malt natürlich nicht nur Stiere, uns gefallen diese Bilder aber am besten, deshalb haben wir davon so viele gekauft. Der Künstler selbst hatte bei unserem Kennenlernen vor 20 Jahren auch etwas von einem breiten Stier. Er war ein sehr kräftiger, runder Mann. Vor ein paar Jahren hat er das Bergsteigen wieder für sich entdeckt und ist jetzt schlank geworden. Der Stier-Eindruck ist weg. Vielleicht bringen wir nächstes Jahr andere Motive von ihm mit.
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